Archiv für den Monat: Oktober 2017

Barcamp in Köln #bckirche: #digitaleKirche: Gemeinden zwischen „must have“ und „nice to have“

Update: Über das Barcamp Köln gibt es mittlerweile mehrere andere Blogbeiträge:

Inga von Thomsen: Barcamp Kirche Online: Von 3D-Druck zu 360°-Video
Ines Hansla: #bckirche – (M)eine Powerbank
MaLei “Rückblick auf das #bckirche 2017
Horst Peter Pohl: “Schon mal auf einem barcamp gewesen?
… so und nun weiter im Text …

Wer von der Kriminalpolizei ein Anti-Einbruchs-Beratung anfordert, bekommt einen Besuch eines freundlichen Kriminalbeamten, der das Risiko für alle Zugangsmöglichkeiten eines Hauses oder einer Wohnung einschätzt und anhand der verwendeten Materialen beurteilt, wie lange ein Einbrecher hier und da für einen Einbruch benötigt. Je länger, desto besser. Und wenn eine Tür schon gut geschützt ist, das Fenster daneben aber weniger, rät er, das Fenster zu ertüchtigen statt die Tür auszutauschen. Wenn Kirchengemeinden Schritte in Richtung digitale Kirche machen, überlegen sie oft, womit sie beginnen … und wählen vielfach das, was Ihnen gerade sinnvoll erscheint. Vielleicht ist aber etwas anderes sinnvoller. Auf dem Barcamp KircheOnline von 13. Bis 15. Oktober 2017 in Köln haben wir uns darüber Gedanken gemacht und mögliche Maßnahmen in einer Matrix abgebildet. Die Übersicht finden Sie hier:  digitale Kirche S M L XL. Dazu ein paar Erläuterung:

Technische Ausstattung

Kirchengemeinden haben in der Regel eine Kirche, ein Pfarramt und Gemeinderäume. Um hier in digitale Arbeit einsteigen (Size S) zu können und mit digitalen Angeboten das Gesamtangebot zu erweitern, braucht es heben einem Verwaltungsnetz (im Bereich der ELKB das SKN2) einen gesonderten Internetzugang (Minimum 6 Mbit). Zum mobilen Einsatz sollten ein Laptop und ein Beamer zur Verfügung stehen. Kirche und der größte Gemeinderaum sollten mit einer guten Beschallung versehen sein, die das Signal auch an weitere Geräte (zB für Videostream oder Aufnahme) weitergeben kann. Haupt- und Nebenamtliche Mitarbeitende sollten ein dienstliches Smartphone haben. Besser (Size M) wäre freies WLAN in allen Räumen (empfohlen ist hier godspot) an einer 50 Mbit-Leitung, fest installierter Beamer in Gemeindesaal und Kirche und eine Audioanlage, die ein digitale Aufnahmemöglichkeit bietet. Auf dem Barcamp umstritten war der Vorschlag, bei „nice to have“ in Gottesdiensten alle Lieder und Texte für die Gemeinde digital (als Download oder mit Beamer) anzubieten und gänzlich auf Gesangbücher und Liedblätter zu verzichten. Da war einigen der Erinnerungswert zum Beispiel bei Hochzeiten dann doch zu hoch. ) „Nice“ wäre aber eine Soundanlage mit eigenem Mischer, der bei Gottesdiensten oder Veranstaltungen für den guten Ton sorgt. Ein digitaler Schaukasten vor und ein digitales Gäste- oder Gebetsbuch in der Kirche waren dann fast schon „High end“ von Technik.

Homepage

Den Abschnitt Homepage haben wir unter mehreren Gesichtspunkten gesehen. Jede Kirchengemeinde sollte minimal eine HP haben, deren URL den Namen von Ort und/oder Kirche und „evangelisch“ enthält („ORTODERKIRCHE-evangelisch.de“). „Good to have“ wäre das Einhalten des Corporate Design der Landeskirche, zu empfehlen der jeweilige Web-Baukasten, also für die ELKB das Angebot der Vernetzten Kirche. Technisch sollte die Homepage in jedem Fall responsiv sein und das CMS mehreren Redakteuren das Arbeiten ermöglichen. Zu den Basics sollten Barrierefreiheit und ein rechtssicheres Impressum gehören. „Nice to have“ wäre der Content einer Website auch als App.

Die Homepage als Kontaktfläche

Als „must have“ beschrieben die Teilnehmer des Barcamps eine Kontakt-Übersicht mit Fotos, Telefon und Email aller Mitarbeitenden sowie eine Übersicht über die Gebäude der Kirchengemeinde mit Fotos, Anschrift und Navi-tauglicher Position. Ein Link zum EKD Service Telefon  erspart zudem viele Fragen, da die dortigen Mitarbeiter diesen Service für alle Kirchengemeinden Deutschlands Montag bis Freitag zwischen 9 und 18 Uhr anbieten und oft schon weiterhelfen können. Als nächste Ausbaustufe wäre eine niederschwellige Kontaktmöglichkeiten über Facebook-Messenger, Twitter oder WhatsApp zu nennen und eine Reaktionszeit von maximal einem halben Tag. Für Beerdigungen und seelsorgliche Notfälle hilft eine Notfallnummer. „Nice to have“ wäre eine Antwort binnen 2 Stunden (8 bis 22 Uhr), „Highend“ und vermutlich nie zu erreichen ein 24/7-Service.

Homepage und Gemeinderäume

Grundsätzlich sollten online einfach auffindbar Anschriften, wenn möglich mit Öffnungszeiten aller Büros, Kirchen, Gemeinderäume zur Verfügung stehen mit Fotos der Außenansichten. Die Barrierefreiheit sollte ebenfalls angeben sein; ein Eintrag in der Wheelmap ist sinnvoll. Die Mittlere Ausbaustufe wäre, die Belegung der Räume online anzuzeigen, „nice to have“ die Online-Buchung von Räumen, so das von der Kirchengemeinde angeboten wird.

Homepage und Termine

Nachdem durch Vernetzte Kirche mit Evangelische Termine eine kostenlose und leistungsfähige Termindatenbank in der ELKB angeboten wird, sollten in einer digitalen Kirche alle Veranstaltungen plus Ortsangabe eingegeben sein und aus der Datenbank auf die Homepage (und auf Papiermedien) ausgespielt werden. Eine Stufe weiter könnten sich auf einer GemeindeHomepage alle evangelischen Termine der Stadt oder der Region finden und weiterführende Infos mit dem Termin verbunden sein. User können sich Termine im Abo und als ical herunterladen und sich für Veranstaltungen anmelden. „Nice to have“ wäre die Einbindung wichtiger Termine der ökumenischen Partner vor Ort und der Landeskirche. Auch Schnittstellen zu anderen Arbeitsbereichen     (Erwachsenenbildung, Kultur etc) wären hier nicht schlecht. Das XL-Angebot einer digitalisierten Kirchengemeinde wäre der Link zu Inhalten und Texten von Veranstaltungen und zu angebotenem Livestream schon bei den Terminen.

Homepage und Social Media

Minimales Angebot einer Homepage sollte der Link auf vorhandene Social Media Aktivitäten der Gemeinde sein. Besser wäre die Einbindung oder Vorschau mittels Framing, noch besser eine Social Wall der Gemeinde, die alle Posts und Beiträge von Kirchengemeinde und Usern über sie zeigt. (Kleiner Nebeneffekt: Die Wall könnte auch in Kirche, Schaukasten oder Gemeindehaus angezeigt werden)

Download-Bereich

Essentiell ist ein Download-Bereich auf der Homepage. Er sollte mindestens wichtige  Formulare wie Taufanmeldung oder die Anmeldung zum Konfirmandenunterricht enthalten und den Download von Friedhofsordnung, Gebührenordnungen und anderen Dokumenten als PDF anbieten. Auch der Gemeindebrief (als Webfassung ohne Datenschutz-relevante Angaben) sollte hier zu finden sein. Die Inhalte des Gemeindebriefs müssen aber nicht auf den Druck des Gemeindebriefs warten. Eine zeitnahe Veröffentlichung und aktuelle Berichterstattung ist hier besser. Mehrere Teilnehmer des BarCamps wiesen darauf hin, dass bei Online Anmeldungen von Minderjährigen die Unterschrift der/des Erziehungsberechtigten benötigt wird. Ganz ohne Papier geht es also hier nicht. Auch wenn streng genommen nicht zu Download gehörig – die Anmeldung zu einem Newsletter der Kirchengemeinde sowie ein RSS  -Feed (den es übrigens zu diesem Blog leider immer noch nicht gibt) wurde ebenfalls bei L einsortiert. Die Option, alles nur noch online zu bearbeiten, fand auf auch auf dem BarCamp keine Mehrheit. Denn wo bleibt das Herz dabei? Damit genug von Homepage und ein anderes Feld

GoogleMaps und Wikipedia

War es noch vor zehn Jahren wichtig für Kirchengemeinden, in Karten und Stadtplänen mit Kirche und Gemeindehäusern eingetragen zu sein, ist an diese Stelle GoogleMaps und sein Open-Source-Verwandter OpenStreetMap getreten. Ein Thema für Kirchengemeinden? Ja, denn sie müssen sich als „Eigentümer“ für Ort in digitalen Karten eintragen lassen. Entsprechende Links finden sich beim Ortspin auf einer digitalen Karte. Und Achtung: Die Bearbeitung dieser Einträge kann bei Google schon mal ein paar Wochen dauern. Ist das geschafft, empfiehlt es sich, mindestens die Öffnungszeiten von Pfarramt und Kirche einzutragen sowie einen Link zur Homepage zu setzen. „good to have“ wäre auch hier Bilder der Gebäude und wenn nötig Parkhinweise. „Nice to have“ wäre ein anrufbares Vorstellungsvideo und monatlich oder vierteljährlich wechselnde Bilder. Ein Hinweis noch zu Wikipedia: Hier sollten Kirchengemeinden kontrollieren, ob ein Eintrag vorhanden ist und dieser stimmt. Änderungen sind dann nur möglich, wenn für den Sachverhalt eine öffentlich zugängliche Quelle angegeben werden kann und der Bearbeitende einen Account bei Wikipedia hat.

Die Mitglieder-Datenbank

Hier bewegen wir uns als #digitaleKirche im Bereich der Wunschzettel, denn viele mögliche Features sind mit der in der ELKB verwendeten Software MewisNT nicht umsetzbar. Die Basis ist unstrittig eine Mitglieder-Datenbank mit den Meldedaten der Kommune, die nach den Maßgaben des Datenschutzes gespeichert und bearbeitet wird. Auf der nächsten Stufe käme die Eingabe von Verbindungsdaten wie Telefon Mail der Gemeindeglieder sowie eine datenschutz-konforme Verbindung zu Kontakten aus SocialMediaAnwendungen, zum Beispiel um zum Geburtstag per Brief, Telefon oder FacebookPost zu gratulieren. „Nice to have“ wären zusätzliche Felder der Mitglieder-Datenbank, in denen sich (natürlich nur mit Zustimmung der Datengeber) abonnierte Mailings, Kasualien der Vergangenheit, Berufe und Skills der Gemeindeglieder eintragen lassen. PfarrerInnen und andere Mitarbeitender hätten so einen schnelleren Überblick, mit wem sie es zu tun hätten und könnten besser uns passgenauer arbeiten.

Social Media

Zum Einsatz von Social Media in Kirchengemeinde gibt es in diesem Blog schon mehrere Beiträge. Das soll hier also nicht wiederholt werden. Minimal sollte aber eine Kirchengemeinde bei Engagement in sich über eine zu erreichende Zielgruppe klar sein und diese definieren. Klar muss auch das Ziel der Ziel Kommunikation in Sozialen Medien sein und entschieden, wer kommuniziert. Das kann dann zu Bespielen einer Social Media Plattform führen, die eine Gruppe oder ein Ziel am besten erreicht. Size M wären hier mehrere Plattformen und bei Size L wäre eine digitale Kirche auf allen relevanten Anwendungen für alle möglichen Zielgruppen der Gemeinde aktiv. Für Messengerdienste wäre eine proaktive Kommunikation via WhatsApp Broadcast sinnvoll

Wir und die anderen

Aus den Reihen der BarCampTeilnehmer kam der gute Hinweis des Zusammenspiels einer Kirchengemeinde mit anderen Einrichtungen und Institutionen. Als Basis wurde die Verlinkung mit allen Auftritten von Akteuren einer Kirchengemeinde, mit Angeboten der Diakonie und Beratungsstationen Kitas. Ein Plus wäre da dann die Verlinkung zu Partnern in der Ökumene und „nice to have“, passende Inhalte in andere Plattformen ausspielen zu können oder in die eigene Kommunikation zu übernehmen Soweit das bisher Gedachte. Das alles ist work in progress. Sie haben Ergänzungen? Her damit! Per Mail an mich, denn die Kommentar-Funktion dieses Blogs ist wegen eines Spam-Angriffs derzeit nicht verwendbar.