Archiv für den Monat: Juni 2018

1hopememe – ein Seminar des Projekts Netzteufel

Was hilft gegen rechtsextreme Hetze? Timo Versemann und Kristina Herbst haben in Netzteufel die Antwort auf diese Frage zum Projekt gemacht. Über Monate haben sie Hassposts und Emails untersucht und „toxische Narrative“ herausgefunden, Geschichten die mit theologischer Begründung unterfüttert immer wieder in Argumentationsketten verwendet werden. Und toxisch, weil sie Tatsachen verdrehen, Inhalte aus dem Zusammenhang reißen und den Diskurs vergiften.

Als Masternarrativ analysierten Sie die Aussage „Wir werden bedroht – Die Endzeit naht“. Dieses Szenario, so die Forscher, verbinde alle Erzählungen und sei die Grundlage für Feindseligkeiten, Ausgrenzungen, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und schließlich auch für Hassrede. Das Masternarrativ tauche in verschiedenen Eskalationsstufen auf – von schwachen Konstruktionen einer Gefahr bis hin zu der Feststellung, dass die Endzeit längst angebrochen sei.

Weiter fanden Versemann und Herbst fünf Hauptnarrative mit den Botschaften „Der Islam bedroht uns“, „Homosexualität bedroht Gottes Ordnung“, „Flüchtlinge unterwandern das Sozialsystem“, „Der Genderwahnsinn ist reine Ideologie“ und „Wir leben in einer Meinungsdiktatur“ und formulierten an diese Anfragen aus christlicher Perspektive.

Nach der Analyse ging es jetzt bei einer Tagung zum Thema „Von Einhörnern, #hopeSpeech & Memes – Digitale Kommunikationstechniken jenseits kirchlicher PR-Guidelines“ um die Tools, mit denen man Hass und Hetze im Netz bekämpfen kann. Die Evangelische Akademie zu Schwanenwerder war wunderbarer Ort für digitales und analoges Miteinander von Onliner*innen aus verschiedenen Kontexten. Hier ein paar Impressionen und Tools.

Memes – Die Sprache des Internets

In “Memes – Die Sprache des Internets” gab die Journalistin Duygu Gezen (funk) eine Einführung in Memes. Das sind kurz gesagt Bilder mit Text, die sich in der ständigen Weiterverwendung verändern, meist bei Ereignissen entstehen und oft viral gehen. Besonderes Kennzeichen ist der Code, das Insiderwissen, dass das Meme nicht immer allgemeinverständlich macht. Urvater des Memes sind neben analogen Spottzeichnungen die rage-faces (Wut-Gesichter), besonders bekannt geworden durch anonymous. Makro-memes sind Fotos mit Text, der oben ein Thema anreißt und unten die Pointe liefert. Katzenbilder, von denen das Internet fast zu bestehen können fast als eigene Kategorie gewertet werden. „Grumpy Cat“ hat es dabei zu einiger Berühmtheit geschafft, eine Katze die einfach immer ziemlich missgelaunt dreinschaut. Mit „success kid“, dem Foto eines Kleinkinds in YES-Pose war eine neue Kategorie an Memes geboren, Fotomontagen liefern photoshop memes und video memes machen das Ganze dann im Bewegtbild.

Wer wissen will, woher ein Meme kommt und in welchem Zusammenhang es zuerst und derzeit verwendet wird – was sich manchmal empfiehlt um keine Fehler zu machen – findet in Know your Meme eine gute Recherchemöglichkeit.

An Plattformen für Memes haben sich reddit und imgur  etabliert. Zur Erstellung gibt es zum Beispiel imgflip (bei dem sich gut die Größe der Schrift anpassen lässt) oder quickmem . Wer Memes auf Photoshop baut sollte als Schriftart Impact verwenden. Dazu gibt es jede Menge Apps je nach Betriebssystem.

Das ganze konnte in einem Workshop ausprobiert werden. Und wieder mal gab’s die Erkenntnis: Man braucht entweder gutes Netz oder eine andere Möglichkeit, um die Ergebnisse auszutauschen. Ein Buchtipp zu Memes: kulturelle Hintergründe zu Memes gibt’s in einer Broschüre von der Amadeu Antonio Stiftung.

Meine Einschätzung aus Sicht der Öffentlichkeitsarbeit: Humor ist ein schwieriges Geschäft und dass ein Meme wirklich auf die eigene Institution einzahlt, ist eher unwahrscheinlich.

#mitliebeunterwandern: Mit GIFs & Videos im Netz für Toleranz aktiv werden

Katharina Goldinger (BDKJ Speyer) startete mit einer Umfrage (Tool Kahoot siehe unten) in die Vorstellung des Social Media Camps des BDKJ Speyer  zum Thema „Zukunftszeit“ im Vorfeld der letzten Bundestagswahl. In diesem Projekt arbeiten mehrere Tage Jugendliche gegen personengezogene Menschenfeindlichkeit. Alle Kontents und Ergebnisse gibt es einem lesenswerten Blog .

Ein paar der Erkenntnisse: erstaunlich war die Scheu von Jugendlichen, etwas im Namen des BDKJ was falsch zu machen. Viele posteten lieber unter ihrem Privataccounts. Die Suche nach unterstützenden Promis war sehr sehr aufwändig und am Ende zwar erfolgreich aber den Einsatz nicht wert. Eine geniale Idee war die Bereitstellung von ExpertInnen, die entweder vor Ort und digital erreichbar waren. Der Clou: jede Karte mit Hilfsangeboten durfte nur einmal eingesetzt werden. Eine Entlastung der ExpertInnen und Ansporn für die Jugendlichen, selbst nach Lösungen zu suchen. Motivierend waren Wetten am Anfang, welche Reichweiten zu erzielen wären. Als Strategie hat sich bewährt, bei Posts möglichst auf Reichweite zu setzen und sich in Diskussionen einzuschalten, in denen Kirche nicht ist. Gut für die Startphase waren vorproduzierte Inhalte, um am Anfang eine Welle zu erzeugen. Ein noch bestehendes „Nebenprodukt“ des Camps war der eigene Giphychanel . Ziemlich geiler Scheiß!

Tools am Rande: https://kahoot.com

Kahoot! Ist eine Spiel-basierte Lern-und Entscheidungs-Plattform für Klassenzimmer, Büros und soziale Arbeit. Einmal angemeldet lässt sich jede Fragestellung in ein Quiz verwandeln. Der Clou: Für Unterricht und den persönlichen Gebrauch ist Kahoot! Kostenlos und zum Mitspielen muss keine App installiert werden.

Podcasting – eine ziemlich aktive Szene

Podcasterin Rebecca Görmann hatte die undankbare Abendsession und füllte sie mit jeder Menge interessanter Hörbeispiele aus der Podcastszene. Merke: Es gibt für jede und alles Podcasts. Und die Technik ist mittlerweile mehr als beherrschbar. Für mich bleibt da zwar gerade nicht mehr als ein ErinnerungspostIt aber wer von euch mit Interviews, Gesprächsrunden, Hörspielen, Tönen oder auch einfach nur Gelaber aktiv werden will, sollte es einfach tun!

Chat-bots

Friederike Nordholt  lieferte ihre kleine aber feine Session am Tag 2 des Seminars. Die Theologiestudentin hat für verschiedene Unternehmen ChatBots geschrieben und stellt Ihren Bot zum Testen vor. Ihre Beispiele zeigten Bots auf dem Facebook-Messenger. So ein Bot für Seminare eines Motivationstrainers oder einen Meditationsassistent (Interessant für Kirche?). Vorteile: einmal eingerichtet läuft der Messenger von selbst. Wer einmal beim Bot das Gespräch angenommen hat, bleibt registriert. Und schnell kann auch eine Nachricht an alle registrierten User geschickt werden. Wenn so eingestellt kann sich ein Bot Antworten und Entscheidungen der User merken und sie taggen, also mit vordefinierten Merkmalen verbinden. Wichtiger Tipp: Die Option „kein Interesse“ sollte immer angegeben sein.

Meine Erkenntnis: in der Informationsflut ist der Facebook-Messenger derzeit noch eines der Medien, das bei den Usern relativ häufig auf Empfang gestellt ist. Wer mehrheitlich formale Kommunikation betreibt, sollte über die Einrichtung eines Bots nachdenken. Die Tools manychat  und chatfuel  machen eine Programmierung einfach, ohne Programmierkenntnisse! Die Vereinbarkeit mit DSGVO/DSGEKD ist aber zu beachten.

Digitales Graffiti auf Facebook – #netgraffiti

Richtig wild wurde es mit Lukas Elliot  und seiner Session zu Netgraffitis. Seine Motivation: die Energie des Graffiti ins Netz übertragen. So wie sich im Kampf gegen rechte Parolen an Wänden und in der Öffentlichkeit Wegmachen, Übermalen oder Sticker daneben kleben als Möglichkeiten etabliert haben, ermöglichen Netgraffiti das auf Twitter und Facebook. Der Clou: die Buchstaben und Sonderzeichenkombinationen gehen über den Bereich eines Posts oder Kommentars hinaus und wuchern (je nach Browser und Programmierung) in andere Posts und Kommentare hinein. Auch lassen sich für im Unicode über eine Skizze Sonderzeichen finden, die sich in Botschaften einfügen lassen. Das führt zur radikalen Veränderung: denn diese Texte sind für Maschinen nicht lesbar, nur Menschen können sie verstehen.

Die genialen Tools dabei: Fliptext  dreht Text um und stellt ihn auf den Kopf. Shapecatcher  findet zu gemalten Zeichen den passenden Code und der Lettercoder stapelt und schachtelt und kombiniert Zeichen aufs Herrlichste. Unbedingt ausprobieren!

Alles? Nein! Mit #whatthehope geht es am 6. Und 7. September 2018 weiter. Den toxischen Narrativen werden dann hoffnungsvolle und theologisch fundierte Narrative entgegen gestellt.

Tools am Rande: answergarden

Die fabelhafte @theresaliebt hat mit answergarden  ein feines Tool zur Visualisierung in die Vorbereitung ihrer Examenspredigt zum aronitischen Segen verwendet. „Was ist Segen für dich?“ fragte sie und die Antworten gaben eine gewichtete Wortwolke, die auch für andere Zusammenhänge sehr zu empfehlen ist.

Das Interaktive Gebet

von James Cathcart, Sanctuary First

Wir verwenden unser Smartphone als Hilfe zum Gebet

Geh auf deinen Homescreen. Was ist dein Bildschirmhintergrund? Ist es ein Bild eines geliebten Menschen? Eine wundervolle Landschaft? Ein besonderes abstraktes Bild? Vielleicht ist es nur die Farbe blau. Nimm dir einen Augenblick Zeit Gott zu danken für das, was du auf dem Bildschirm siehst. Oder um Gott zu danken, an was es dich erinnert.

Öffne deine KalenderApp. Denke an die kommenden Termine. Denke an die Menschen, die du treffen wirst, deine Freunde, Familie und Kollegen. Vielleicht gibt es Fristen zu beachten, Projekte abzuschließen, Veranstaltungen vorzubereiten. Nimm dir einen Moment Zeit um diese Dinge Gott anzuvertrauen.

Geh zu deinen Kontakten. Scrolle zum Buchstaben C und schau dir den ersten Kontakt dort an. Wenn du keinen Kontakt unter C hast scrolle weiter zum nächsten. Vielleicht ist es jemand, den du gut kennst. Vielleicht kennst du ihn oder sie kaum. Nimm dir Zeit, für diesen Menschen oder diese Organisation zu beten.

Hast du eine NachrichtenApp? Öffne sie. Wenn du keine App für Nachrichten hast kannst du auch in deinem Browser nach Nachrichten suchen. Sieh dir die Schlagzeilen an und finde eine, die dich berührt. Nimm dir einen Moment Zeit, um den ersten Absatz der Meldung zu lesen und nimm sie dann mit in ein Gebet zu Gott.

Nun geh zu deinem Fotospeicher. Überfliege die Bilder bis dir eines ins Auge fällt. Denke an die Person, den Ort, das Objekt auf dem Bild und nimm dir einen Augenblick Zeit, für es, ihn oder sie zu beten oder für das, woran dich das Bild erinnert.

Schau auf die Uhr … und denke daran, wie du deine Zeit verwendest. Was oder wem du viel oder wenig Zeit gibst.

Check den Batteriestatus deines Smartphones. Ist er niedrig? Oder ist der Akku voll geladen? Nimm dir Zeit für die mit niedriger Energie zu beten, für Menschen, die mit Problemen physischer oder psychischer Gesundheit kämpfen.

Hat dein Smartphone eine Taschenlampenfunktion? Mach die Lampe an lass das Licht leuchten. Bete für Gottes Licht an dunklen Orten.

Geh in die Timeline einer Social-Media-Anwendung, wenn du eine hast und denke an die erste Person, die du wahrnimmst. Bete für sie und was sie heute vor sich hat, wo immer sie auch ist.

Gott im Himmel! Wir beten zu dir, in Demut und aus ganzem Herzen. Ermutige uns Technology zu verwenden, um Menschen näher zusammen zu bringen und nicht um sie weiter weg zu stoßen. Ermutige uns, achtsamer zu sein wie wir sie verwenden und führe uns oft zu Orten der Ruhe.

Amen