Apps und Sites für Jugendliche und Erwachsene

„Gibt es für Schüler gute christliche Apps zu Gebeten, Glauben und Frömmigkeit? Und was gibt es für Erwachsene?“ fragt mich ein Kollege. Ich hab‘s zum Anlass genommen,  mal zu suchen und in der FB-Gruppe „Kirche und Social Media“ zu fragen. Hier das Ergebnis. Wenn möglich ist angegeben, auf welchen Plattformen was läuft (HP / Android / Apple)

gekreuzSiegt
/ HP / Android / Apple
In ihrem Blog schreibt Mandy aus Berlin: „Irgendwann leider wurde ich krank und hatte einen Tumor im Kopf. Gott sagte mir in dieser Zeit den Vers:  ”Ich werde nicht sterben, sondern leben und die Taten des Herrn verkündigen!” Und so gründet sie im Juni 2009 GekreuzSiegt und erzählt Menschen von ihrem Glauben an Jesus. Sehr klar und schnörkellos.

Sacred Space
/ HP
Sacred Space ist ein Projekt der Irischen Provinz der Jesuiten. Seit 1999 ist dieses geistliche Angebot online. Das Tolle: hier kann man beten „lernen“. Durch gute Impulse und Musik. Für jeden Tag neu und in vielen Sprachen. Ein gutes Tool zur täglichen Gebetspraxis. Inzwischen wird Sacred Space in insgesamt 18 Sprachen angeboten.

AndachtsApp
/ HP / Android / Apple
Tägliche Andachten liefert die gut programmierte AndachtsApp des Evangelischen Medienhauses Stuttgart. Impulse für jeden Tag: 365 Tagen im Jahr. Die Autoren der Andachten sind überwiegend Pfarrerinnen und Pfarrer der evangelischen Kirche. Manchmal störend: Schwäbisch ist als Dialekt nicht jedermanns Sache. Mehr unter www.ich-glaub-schon.de

Honor Your Inner Monk
/ HP / Android / Apple
Nur auf Englisch ist www.honoryourinnermonk.org der Saint Meinrad Archabbey zu haben. Die Gemeinschaft der Benediktiner lebt in den USA im Bundesstaat Indiana. Ihre App hilft, sich zu verändern. Denn – so die Klostergemeinschaft – alle Christen haben eine Art “inneren Mönch”, der uns bewegen will und uns hilft, eine tiefe, intensive und persönliche Beziehung mit Gott einzugehen. Sehr katholisch aber gut.

#twomplet auf Twitter
/ HP / Android / Apple
In meinem Blog hab ich die #twompet schon mal hier vorgestellt. Gut ist sie immer noch. Das Gebet auf der Bettkante zum einfachen mitbeten. (Fast) jeden Abend. Mitbeten!

Die Losungen
/ HA / Android / Apple / Windows
Die Losungen sind fast schon klassisch. Ein geloster Bibelvers jeden Tag. Auch technisch ist die Herrnhuter Brüdergemeine gut aufgestellt. Neben Android und Apple die App auch für WindowsPhone.

Instapray
/ Android / Apple
“Du bist nicht alleine!” vermittelt die App Instapray. Eine sichere Plattform und sicherer Ort, der Menschen weltweit verbindet und zu einer Gebetsgemeinschaft. Gebete schreiben, teilen und für andere Beten. „Become a part of the Instapray community and share your love, support, happiness, or struggles with the world around you.” Alles auf englisch aber gut.

Noch nicht aber bald: Praybox-App
/ k.A.
Instapray auf deutsch entwickelt die Stiftung Christliche Medien gerade mit Ihrer App Praybox. „Teens beten für Teens“. Gebetsanliegen anonym einstellen oder sagen, wie viel und für welche Anliegen du beten möchtest. Die App wahrt die Anonymität und ermöglicht doch Gebetsgemeinschaft. Bisher nur „flott“ angekündigt. Mal sehen, wie das bei den Usern ankommt.

gebet.bayern-evangelisch.de
/ HP
Keine Zukunftsmusik sondern schon real ist die Gebetswand auf bayern-evangelisch.de. Die moderierte Wand ermöglicht, eigene Gebete zu veröffentlichen und zu beten. Eine Möglichkeit, die täglich genutzt wird.

Termine und Kirchen finden
/ HA / Android / Apple
Gleich mehrere Angebote gibt es, um die nächste Kirche oder den nächsten Gottesdienst zu finden. „Evangelische Termine“ von Vernetzte  Kirche gibt es als App für iOS und Android. Mit ihr lassen sich in Bayern alle Veranstaltungen finden, inclusive GoogleMapsAngabe! Für ganz Deutschland gibt diesen Service im Gottesdienstfinder auch als App. Und wer sich nur für Kultur interessiert: Die App mit dem schlichten Namen Kulturkirchen wendet sich an kulturell Interessierte und bietet neben Hinweisen auf Konzerte, Ausstellungen, Lesungen auch Führungen.

Eindrücke und Bruchstücke von der #ecic20

Das Tolle an Netzwerken ist, dass sie bereichern: durch den Austausch bei allen Gelegenheiten. Durch interessante Keynotes. Und durch Freundschaften quer durch Europa, wie bei der #ecic, der European Christian Internet Conference. Zum 20ten mal fand sie statt. Dieses Mal auf Einladung der finnischen lutherischen Kirche in Helsinki. Das Thema „Let us play – Gamification, Storytelling and Faith“.

Gamification ist eines der aktuellen Buzzwords. Und wie oft versucht Kirche, auf einen aktuellen Trend aufzuspringen um zu verbergen, dass sie in vielem hinterher ist. Die ECIC ist dem nur selten erlegen und wer Vorschläge in diese Richtung machte, wurde von den anderen schnell entlarvt. Spannender war es da, die unterschiedlichen Welten nebeneinander zu legen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu entdecken. Hier die Welt der Gamer, dort das wahre Evangelium. Hier Lernen im Spiel, dort oft spassfreies Unterrichten.

Was Spiele und Spieler für Gesellschaft und Arbeitswelt bedeuten, erklärte Jyrki Kasvi von kasvi.org. Spieler haben jede Menge Fähigkeiten entwickelt und lernen schneller als andere, jedenfalls Spielinhalte. Zu Spielen gehören Regeln und herausfordernde Ziele. Der Erfolg im Spiel lässt sich messen. Man kann den Verlauf beeinflussen. Interessant sind dabei Spiele nur so lange, wie sich Herausforderung und Kompetenzen die Waage halten. Und im Verlauf der Tagung immer wichtiger: Mitspieler geben ein unmittelbares Feedback, die helfen, aus Fehlern zu lernen. Verglichen mit der Arbeitswelt zeigt sich die Nähe zum Spiel auch daran, dass wir immer mehr mit Menschen zusammen arbeiten, die mit uns virtuell verbunden sind.

Der Gamer und finnische Parlamentsabgeordnete Jukka Koskenkanto spann den Faden weiter. Wie, wenn man Spiele-Mechanismen aus der Spiele-Welt nimmt um Menschen zu motivieren. Beispiel: ein Auto, das anzeigt, wie umweltfreundloch man fährt und im Tacho Kilometer pro Liter anzeigt. Oder der Google PowerMeter, den Stromverbrauch des eigenen Haushalts vergleicht mit dem der Nachbarn oder dem des Vorjahrs. Verkehrserziehend auch das: eine Radarkontrolle bestraft zu schnelle Autofahrer und schüttet das Bußgeld in einer kleinen Lotterie an Autofahrer aus, die auf derselben Streck im Limit blieben. Gamification ermöglicht so schnelles und spielerisches Lernen. Das einzige Problem: die angewandte Spielidee sollte keine schlechten Regeln enthalten. Es sollte kein Betrug möglich sein und natürlich sollte man nicht falsche Verhaltensweisen fördern.

Und warum gamification? Es gibt 2,56 Billionen Smartfone-User, 936 Million Menschen sind täglich auf Facebook aktiv. Und bis zu 70 Prozent der Menschen sind glücklich, wenn sie zusammen mit Freunden und Familie sind. Computer und Smartphones sind also eine breite Kontaktfläche mit vielen Möglichkeiten.

Zu Veränderungen bei Menschen führen dabei nur Aktionen, nicht das darüber reden. Dabei hat jeder und jede von uns eine Komfortzone. Hier ist man gerne, doch entsteht hier keine Veränderung. Die beginnt mit dem Wechsel in die Un-Komfortzone, in der sich niemand lange aufhalten mag.  Der Wechsel beruht auf einer bewußten Entscheidung. Die körperliche Belohnung ist Dopamin, das ausgeschüttet wird im Zwischenraum zwischen pleasure und motivation.

Und die fast wichtigste Erkenntnis für mich auf der #ecic20: Organisationen sterben nicht, weil sie das Falsche tun. Sie sterben, während sie Dinge tun, die das richtige für zu lange Zeit gewesen sind. Mit Luther gesprochen: ecclesia semper reformanda. Oder in meinen Worten: wenn du denkst, es läuft gut, ist du wahrscheinlich schon hinten dran.

Alle Inhalte der #ecic20 auch als Videos unter www.ecic.org

Die nächste #ecic21 findet von 31. Mai bis 3. Juni in Göteborg/Schweden statt.

Oh nein, nicht auch noch Facebook!

„Oh nein! Nicht ich! Das war meine erste Reaktion, als mein Team mir vorschlug, ich sollte meinen eigenen Facebook-Account haben. Nicht mehr in all‘ den Verantwortlichkeiten, die ich schon habe. Und nicht in meinem Alter …“ Die Bischöfin von Helsinki kIrja Asola ist ehrlich, wenn sie über ihren Facebook-Auftritt spricht. Und Facebook wird, so die Bischöfin, ein Teil ihrer Sprititualität, weil sie niemand anders als sie selbst sein muss und sie über Soziale Medien Menschen erreicht, die sonst nie in die Kirche kommen würde.

Kaisa Kariranta aus dem Öffentlichkeitsteam der Bischöfin erläuterte auf der #ecic20 den Workflow: Am Montag setzt sich Bischöfin Askola an den Schreibtisch und meditiert zum ersten Mal über den Predigttext des folgenden Sonntags. Bis Freitag schickt sie ein Text, der zwischen Gebet, Lyrik und Prosa changiert, an ihr Team, das auf Ihrem Account am Sonntag um 9 Uhr postet. Die Reichweiten sind beachtlich: Über 7.500 Follower verschaffen den bischöflichen Posts Reichweiten bis 40.000, in Einzelfällen bis 100.000. 100 bis 500 mal wird ein Post geliked und bis zu 150 Mal – das ist eine erstaunlich hohe Zahl bei Kirchens – geteilt.

„Ich danke meinem Team, dass es mich so gedrängt hat“ sagt Bischöfin Askola in Ihrem YouTube-Video, in dem Sie ihre facebook-geschichte erzählt. Und in meinem Augen ist dieses Video und die SocialMediaAktivität der Bischöfin ein gutes Beispiel, was möglich ist und funktioniert.

Nachlese re:publica 2015

Die #rp15 eröffnete wie ein Klassentreffen: „Toll, dass ihr da seid!“ war die Message und dass mit Sascha Lobo und Christopher Lauer zwei Klassensprecher fehlten, wurde kaum erwähnt. Das Thema „finding europe“ war weit genug gefasst, um den Spagat der Teilnehmer zwischen Modebloggerinnen und Nerds zu leisten. Und nicht nur Churchies entdecken: re:publica ist ein bisschen wie Kirchentag.

The system is broken – and that’s the good news
Da passt es, wenn einer der alten Propheten der erste Sprecher ist. Ethan Zuckerman übernimmt diese Rolle. Vor 20 Jahren habe man geglaubt, Monopole und Zensur würden verschwinden, Verschlüsselung würde jedermanns Privatsphäre sichern, man werde sich online neu erfinden können, neue Formen des Zusammenlebens würden entstehen … “Wahnsinn, an was für einen Scheiß wir früher geglaubt haben“ war seine Erkenntnis und seine Analyse war ernüchternd. Das Vertrauen in Institutionen sinke, die Wahlbeteiligung auch. Und von den vielen hilfreichen Tools der Bürgerbeteiligung würden wenige genutzt. Die Aufgabe jetzt sei die alte: “Die Herausforderung für unsere Generation ist es, eine bessere Welt zu erschaffen.”
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Die Vermessung der Medienwelt
… analysierte die Auswirkungen der Digitalisierung. Die Botschaft von Prof. Dr. Harald Welzer: „Konstitutiv für Demokratie ist die Privatheit. Totalitäre Staaten haben als erste Maßnahme immer erst die Privatsphäre aufgehoben. Heute muss man die Daten nur erheben.“ Lebten wir also nicht in einer Demokratie, hätte eine totalitäre Staatsform alle Möglichkeiten.  Auf dem Podium Christoph Keese, Prof. Dr. Harald Welzer, Brigitte Zypries, Jo Schück, Björn Böhning und wenig Neues. Aber als Einführung in das Thema brauchbar.
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Schwarmdummheit!
Sehr gelobt wurde „Schwarmdummheit!“ mit Gunter Dueck. Ich kanns (noch nicht) beurteilen. Seine These: Unternehmen, Teams oder Parteifraktionen sind ein großes System von Menschen, die man ja bei der Einstellung oder Wahl für richtig gut hielt. Wie kommt es dann, dass sich diese vielen intelligenten Menschen aus rasendem Alltagsstress heraus in Meetings begeben und dort ineffektiv tonnenvoll Zeit verschwenden, sodass viele Menschen alles rund um Zusammenarbeit, Abstimmungen und Teamarbeit als ausgesprochen quälend erfahren?
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The IS in us
Warum ist der IS in seiner Medienstrategie so erfolgreich? Sascha Stoltenow und Thomas Wiegold beantworteten das in „The IS in us – was wir durch terroristische Kommunikationsstrategien über uns selbst erfahren“.
Das Erschreckende: Der IS arbeitet hochprofessionell und nutzt Vorlagen anderer. Ob Werbung für Computerspiele oder Imagefilme der Streitkräfte, die Bildsprache ist die gleiche. Nur der Inhalt ist ein anderer. Der IS spricht also ähnliche Zielgruppen an wie Spielehersteller oder Militärs und die Medienstrategen des IS nutzen die Bildsprache anderer. Beispiel: Die Häftlinge in Guantanamo tragen orange Overalls und knien vor ihren schwarz gekleideten Bewachern auf dem Boden. Die 21 gefangen genommenen jordanischen Christen knien am Strand des Mittelmeers vor ihren Schlächtern. Die Botschaft: Orange sind die Opfer. Die Täter waren früher mal Opfer und es ist alles näher als du denkst. Was man daraus lernen kann: Die Bildsprache ist manchmal mächtiger als der Inhalt der Botschaft.
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Thema YouTube
Die Plattform war auf der #rp15 Thema bei vielen Speakern. Bei „Making Money on YouTube” erzählten Le Floid und andere YouTuber von ihrem “Berufsalltag”. Ist es Talent oder Fleiß, die richtige Idee oder gute Unterstützung, die zum Erfolg führt? „Alles“ war der Tenor und dann auch noch Geduld. Der Ertrag dieses Podiums: Wer meint, dass er mit YouTube mal schnell Geld machen und Erfolg haben kann, ist auf dem Holzweg. YouTube ist Arbeit.
> (Video ist leider noch nicht online)
Ein weiterer Beitrag zu diesem Thema „How to Mobilize Supporters with Youtube Videos?

Social-Media-Recht
Ein Klassiker auf der RP ist der Jahresrückblick Social-Media-Recht von Thorsten Feldmann und Henning Krieg: die Rechtsfälle der vergangenen zwölf Monate. Die Themen: Urheberrecht / Fotorecht, Schleichwerbung, Instagram, WhatsApp, Newsletter, Impressum und Datenschutz. Wer hier dabei ist, verpasst nix.
> hier gibts Folien und Audio

Geteiltes Leid ist halbes Leid?
Einen Versuch einer (Medien-)Ethik in der Digitalen Sphäre wagten Friedemann Karig, Bernhard Pörksen, Stefan Niggemeier und Petra Grimm. Was machen die vielen Posts mit uns und mit unserer Umwelt? Die Antworten erschienen mir zu schwach. Aber es gibt zu diesem Thema nicht all zu viel. Wer sich da eindenken will, findet einen guten Zugang.
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Zuletzt Unterhaltsames

Mindestens an einem Nachmittag war die #rp15 einfach nur unterhaltend: Mit seinem Vortrag „Blue Dot Mission – Sechs Monate Leben und Arbeiten auf der ISS“ kam Astronaut Alexander Gerst auf die Mainstage … Frauenschwarm, Entertainer, Wissenschaftler, Gerst war die gelungene Mischung. „Was passiert mit der Wäsche auf der ISS?“ Hier erfahren Sie es. Ansehen lohnt sich.
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Sehr unterhaltsam auch dieses Jahr wieder Journelle, die mit „Fremd gehen immer nur die anderen“  Liebe und Beziehung in Zeiten des Internets beleuchtet. Auf Online-Partnerbörsen kann man die Liebe des Lebens, einen Weggefährten für kurze Zeit, eine Affäre oder auch den einen oder anderen kolossalen Reinfall kennenlernen. Aber das Internet ist nicht nur eine weitere Form, mit bisher Unbekannten in Kontakt zu treten. Es ändert auch die Art, wie wir Beziehung wahrnehmen und leben. Aber es betrifft immer nur andere!
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Vergnügliche Abendveranstaltung war dann „Wir hatten ja nix – und das haben wir mitgebracht: Das kleine Technikmuseum“. Tamagochis und Walkmänner, einst brandaktuelle Technik, die dann doch kein Trend wurde. Vermutlich hat da jeder von uns so seine „Leichen“ in der Schublade. Der Blog techniktagebuch.tumblr.com erzählt davon. Nette Beispiele.
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Soweit von der #rp15. Mal sehen ob es auf der #rp16 auch mal re:ligion als Thema und Angebot gibt. Angedacht haben wir es schon mal.

 

#twomplet tut gut

„Ein Onlinegebet auf Twitter? Funktioniert das?“ … Diese Frage bekomme ich so oder ähnlich oft gestellt. Seit Sommer 2014 bete ich regelmäßig mit, seit Januar 2015 übernehme ich zwei twomplet im Monat. Meine Erfahrung: Hier entsteht eine wirkliche Gebetsgemeinschaft in der Community. Und wie schon bei anderen Internetformaten gleicht die Interaktion der in „realen“ kirchlichen Formen:

Viele feiern mit aber nur wenige beteiligen sich. Würde jeder, der die Tweets verfolgt, nur eine Interaktion zeigen, läge die Beteiligungsquote bei rund 5 Prozent. Da einige User mehrfach reagieren, dürfte die Quote bei der internetüblichen Beteiliung von 1 Prozent liegen.

Viele feiern mit und wenige verursachen Störungen. Wie in Kirchen stolpern einzelne User verspätet in die Andacht oder führen Nebengespräche. Das „Psst“ der anderen folgt umgehend.

Die Reichweite liegt der mit bis zu 20.000 Usern pro Twomplet gemessen an den täglichen Tweets in Deutschland im kirchentypischen Rahmen. Absolut betrachtet ist die Zahl aber beeindruckend. Die #twomplet am Tag des Absturzes der Germanwings-Maschine erreichte über 19.000  Nutzer mit 776 Interaktionen.

Technisch muss die Twomplet vorbereitet werden und in einzelnen Tweets veröffentlicht werden. Ich nutze dazu ein Word-Dokument als Vorlage, aus dem mit Copy und Paste in Twitter übertragen wird. Ein zweiter Rechner als Sicherheit und zum Verfolgen der Reaktionen sowie zum Abspielen der Musiken ist sinnvoll.

Fazit: #twomplet ist aus meiner Sicht ein (fast schon) bewährtes Format für tägliche online-Andachten.

Es gibt kein analoges Leben im Digitalen – eine Antwort auf Ulrich Schneider-Wedding

Im Korrespondenzblatt des Pfarrerverein (März 2015) veröffentlichte Pfarrer Ulrich Schneider-Wedding einen Artikel mit der Überschrift “Blinde Kirchen-Einigkeit bei der Digitalisierung? – Über eine erstaunlich sanfte EKD-Kundgebung und einen einsamen Rufer in der Wüste”.

Eine Replik habe ich auf Anfrage von Schriftleiter Martin Ost in der gleichen Ausgabe veröffentlich. Hier der Artikel:

Es gibt kein analoges Leben im Digitalen
Wie Kirche sich der Digitalisierung stellt und stellen kann

Es mutet an wie ein Kulturkampf: Bewahrer des echten Lebens und der menschlichen Autonomie gegen die Jünger der Digitalisierung[1]. Unversöhnlich scheinen die Fronten und jeder Versuch, das Thema in Worte zu fassen oder gar in der digitalen Welt zu leben und zu arbeiten wird zum Verrat an Gott, am eigenen Ich, ja am Leben überhaupt. Biblische Gestalten aus Markus 1,3 treten auf als „Rufer in der Wüste“, der für seine Äußerungen einen „kleinen, aber gemeinen Shitstorm“[2] ertragen muss. HERR, höre die gerechte Sache, merk auf mein Schreien!

Doch dem Thema „Digitalisierung“ wird man so nicht gerecht. Denn es ist vielfältig und betrifft verschiedenste Felder menschlichen Lebens und Zusammenlebens. Im Wesentlichen: 1. Digitalisierung als Teil der technischen Entwicklung, 2. Digitalisierung als Art und Weise der Nutzung von Daten und 3. Digitalisierung in der Kommunikation. Dabei ist der Mensch immer zugleich Subjekt und Objekt dieser Entwicklung und – in unserem Fall – Kirche Teil und Kritiker der Digitalisierung, simul iustus et peccator.

Noch konkreter wird es, wenn man Michael Seemann ernst nimmt und Recht gibt, der auf dem Internettag der ELKB 2014 sagte: „Es gibt kein analoges Leben im Digitalen. Ist man Teil der Welt, wird man Teil des Internets sein.“ Eine Position, die ich auch vertrete und aus der heraus Kirche nur zwei Wege gehen kann: entweder zurück in die analoge Welt a la Amish-People und eine Kirche ohne Computer, Handy, (digitales) Telefon und Internet sein. Oder sich dieser Realität stellen und in dieser Welt arbeiten und verkündigen. Probleme hätte ich mit keiner der beiden Welten, lieber ist mir aber die digitale. Wehren möchte ich mich jedoch gegen ein eklektisches Dazwischen nach der Art: Digitalisierung Ja, ich bestelle im Internet, telefoniere auch von unterwegs und freue mich, wenn mein Navi mir den Weg zeigt. Und Digitalisierung Nein, ich fürchte mich vor Elektrosmog und dem gläsernen Mensch-Sein und empfinde die Übersetzung von Kommunikation in maschinenlesbare Formate als Vorboten des Weltuntergangs. Ich sage: Ein bisschen digital geht nicht. Was also tun?

In erster Linie ist für mich Digitalisierung in den genannten drei Feldern reizvoll. Die Möglichkeiten zu kommunizieren, technische Geräte zu nutzen und mit Daten zu arbeiten sehe ich als Chance, auch für meine Kirche, und ich kann nicht nachvollziehen, dass allein das Chancen-Sehen schon schlecht ist. Weil ich aber die positiven Seiten sehe und mich in die Möglichkeiten der Technik einarbeite, treten für mich auch die Probleme und Missbrauchsmöglichkeiten deutlicher zu Tage. Deswegen fällt es mir schwer, mit Menschen zu diesem Thema ins Gespräch zu kommen, die Digitalisierung quasi von außen kritisieren und dabei Urteile treffen, ohne etwas selbst einmal probiert zu haben.

Als Beispiel: Wenn Kommunikation in den Sozialen Medien nur als Ansammlung von „Pseudo-Nachrichten“ verstanden wird und User „aufgeplustert herumgockeln“, dann deckt sich das nicht mit meinen Erfahrungen als Pfarrer in den Sozialen Medien, in denen sehr wohl auch (!) „Kommunikation des Evangeliums“ stattfindet und stattfinden kann. Jede Form der Kommunikation fördert und unterdrückt zugleich verschiedene Ebenen und Botschaften unseres miteinander Kommunizierens. Und nur weil etwas digital ist, ist es nicht minderwertig. Es ist nur anders. „Herumgockeln“ ist mir eher aus Pfarrkonferenzen vertraut.

Die evangelische Kirche befindet sich (wie viele andere auch) also auf einem Weg des Herausfindens, was – theologisch gesprochen – der Verbreitung des Evangeliums dienlich ist und das Christsein in der Welt bezeugt … und was eben nicht.

Mindestens unfair erscheint es mir da, die „Kundgebung zur Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft“ der Synode der EKD in Dresden als angebliche Position der Kirche zu verkaufen und darüber herzufallen, wie sie damit ihr „erstaunlich undifferenzierte(s) Mitmachen im Mainstream“ dokumentiere. Wer die Entstehungsgeschichte des Papiers und den Weg dorthin mitverfolgt hat, weiß, dass es ein ausgezeichnetes und sorgfältig zusammengestelltes Lesebuch zur Tagung gibt, das alle kirchlichen Angebote und alle Problematiken umfassend darstellt[3]. Er hat wahrgenommen, dass die Kundgebung als Entwurf mehrere Wochen online diskutiert wurde[4]. Er hat erlebt, dass in drei Impulsreferaten[5] die Synodalen der EKD Einblicke und Anstöße zum Thema Digitalisierung bekommen haben. Und er könnte sehen, dass die Synodalen in einem intensiven Diskussionsprozess diese Kundgebung beschlossen haben – im Wissen um die Vorläufigkeit und Komplexität eines für viele neuen Themas. Dies zu recherchieren und dann erst eine Kundgebung zu beurteilen, verlange ich von jedem, der mit erstaunlicher Härte und beträchtlicher theologischer Voreingenommenheit sich dem Thema nähert.

Verschwiegen werden sollte auch nicht, dass die ELKB im Thema Digitalisierung nicht erst seit gestern tätig ist. Seit 1995 präsentiert sich die Landeskirche unter www.bayern-evangelisch.de. Mit dem Relaunch im letzten Jahr sind die Inhalte noch gezielter auf die User in ihren Lebenssituationen zugeschnitten, man sieht das insbesondere bei den Angeboten zu Taufe, Trauung und Bestattung. Die Konfirmanden haben seit 2001 eine eigene Plattform für Information, Service und Austausch rund um die Konfirmationszeit: www.konfiweb.de. Die Kinder kennen seit 2005 die Webseite www.kirche-entdecken.de, die Senioren vernetzen sich seit 2009 bei www.unsere-zeiten.de. Einen Ort für Trauer und für das Gedenken an Verstorbene gibt es auf www.trauernetz.de. Und selbstverständlich laufen alle Angebote auf eigenen Servern und verzichten auf jegliches Datensammeln. Die Arbeit der „Vernetzten Kirche“ sorgt seit 2001 für Angebote an Kirchengemeinden, sich im Netz mit eigener Homepage zu präsentieren und verhilft mit ihren Schulungen zu einem professionellen Umgang mit Internet und Social Media. Und ebenfalls seit 2001 gibt es das landeskirchliche Intranet, in dem Informationen zur Verfügung gestellt werden. Auch dies mit größtmöglicher Datensicherheit und Transparenz.

2012 verabschiedete der Landeskirchenrat eine Internetstrategie[6], die neben der Durchdringung digitaler Räume vor allem die Förderung von Medienkompetenz in den Blick nimmt. Im letzten Dezember-Amtsblatt wurden „Social-Media-Guidelines“ veröffentlicht, die allen in der bayerischen Landeskirche helfen sollen, wenn sie sich im Internet engagieren wollen. Und am 9. Mai 2015 findet zum fünften Mal der Internettag der ELKB  in Nürnberg statt … vieles weiteres wäre zu nennen: vom „web-Check“ der EJB bis zu zahllosen Engagierten in Gemeinden und Internetbeauftragten in Dekanaten. Alles nur, um sich als Kirche verantwortungsvoll im Netz zu bewegen und unseren Auftrag in der Welt gut wahrzunehmen.

Parallel dazu gibt es immer wieder sorgfältige und fundierte Überlegungen zu Datenschutz, Datenmissbrauch und der Freiheit des Netzes. Die Vernetzung der Internet- und Social-Media-Arbeitenden deutschlandweit in der evangelischen Kirche funktioniert, und im Netzwerk der europäischen christlichen Kirchen gibt es einen regen Austausch über Chancen und (!) Risiken der Digitalisierung. Es wäre hilfreich, wenn „einsame Rufer“ von der Wüste in diese Foren wechseln würden[7].

Vor diesem Hintergrund lassen sich die vier „Freiheitsfallen“, die Werner Thiede definiert und die bei  Ulrich Schneider-Wedding zu „Sackgassen“ werden, „in denen sich die Menschheit bei der Digitalisierung zu verrennen droht“, klarer betrachten.

Allen gemein ist die Unterstellung, technische Entwicklung sei allein durch wirtschaftliche Interessen bestimmt. Folge: Kirche lasse sich hier vor einen fremden Karren spannen und könne so nur scheitern. Diese Engführung missachtet, dass weite Bereiche des Netzes und der digitalen Anwendungen nicht von der Wirtschaft (was immer das auch sei) sondern von einzelnen Nutzern, Nutzergruppen und Initiativen geprägt und entwickelt werden. Noch immer und vermutlich nicht einholbar ist die wirtschaftliche Macht aller Internetuser sowie die Rechenleistung aller privater Computer größer im Vergleich zu der von Google oder der NSA. Open-Source-Produkte und bürgerschaftliche Anwendungen repräsentieren eine Entwicklung, an die sich die Wirtschaft angehängt hat und – das ist ja ihr ureigenstes Interesse – mit der sie Geld verdienen will. Wirtschaft ist also ein Teil der Digitalisierung, nicht das Ganze, und Kirche wie private User müssen ihre Eigenständigkeit sehen und wahrnehmen und jeweils entscheiden, ob der ein oder andere Nutzen eine wirtschaftliche Abhängigkeit rechtfertigt oder es nicht auch Wege gibt, Freiheit zu erhalten[8].

Eine weitere aus meiner Sicht falsche Voraussetzung dieser „Fallen“ ist die Annahme, digitale Kommunikation sei per se geringwertig im Vergleich zu „wahrer Kommunikation“ von Menschen im direkten Gegenüber. Konkret wird das in der Befürchtung, es entstehe eine „Zweigleisigkeit zwischen dem, wie ich wirklich bin, und dem, wie ich gesehen werden will“ und letztlich ein Verlust des Ichs, das sich abhängig gemacht hat von der Wahrnehmung anderer und deren Likes und Dislikes. Auch der Vorwurf, Gott könne zu diesem Ich nicht mehr durchdringen, gehört in diesen Zusammenhang.

Ich finde das überheblich. Denn es spricht jedem und jeder das Recht ab, auf andere Menschen bewusst wirken zu wollen. Jegliche Inszenierung und jeglicher Style, Ausdrucksformen wie Kleidung und Sprache sowie der ganze Bereich der Kunst werden so desavouiert. Denn all das ist eben auch Ausdruck, mediale Kommunikation, die immer einen Teil des Ichs ausblendet, um einen anderen zur Geltung kommen zu lassen. So gesehen ist ein Avatar da nichts anderes als eine liturgische Kleidung, der Tweed „Bin beim Essen“ gleich einem Zettel im Hausflur und ein Chat im Netz als mediale Kommunikation genauso eingeschränkt wie das Telefonieren oder Interaktion in Gottesdiensten.

Vollends zum Eigentor wird die Geringschätzung der digitalen Kommunikation gegenüber Menschen mit einer Behinderung. Ich habe einige Schwerhörige und Taubstumme erst schätzen und lieben gelernt[9], weil ihnen durch digitale Medien die Möglichkeit zur Kommunikation (wieder) gegeben war. Und ich hatte nie den Eindruck, von diesem Menschen nicht das „wahre Ich“ kennen lernen zu dürfen. Ja, manche Menschen, mit denen ich „normal“ reden kann, erscheinen mir da viel verlogener. Und viele Freundschaften, die ich habe mit Menschen, die ich nur via Internet kenne oder kennengelernt habe, möchte ich nicht missen. Nein, es gibt keine Minderwertigkeit von Kommunikation via digitaler Medien. Nur eine Andersartigkeit. Kommunikationsmüll gibt es überall.

Bei der „politischen Freiheitsfalle“ liegt der Fall anders. Hier wird eine – in meinen Augen missbräuchliche – Folge der Digitalisierung gleichgesetzt mit Digitalisierung selbst. Denn die Tatsache, Daten auch in großen Mengen speichern zu können, muss nicht zwingend dazu führen, dass eine schwer überschaubare Zahl von Unternehmen, Staaten oder Einzelpersonen Daten über Menschen sammelt, die der Nutzung dieser Daten nie zugestimmt haben. Es ist ein politisches Versäumnis, wenn Regierungen wirtschaftliche Interessen und die Macht anderer Staaten nicht ernst nehmen und die Rechte ihrer Bevölkerungen meinen nicht schützen zu müssen. Da fehlt mir auch ein deutliches Wort der Kirchen, die ihr Seelsorgegeheimnis im Internet nicht geschützt wissen dürfen.

Gleich beschämend ist es, wie wenige auch im Raum der Kirche bereit sind, Netzpolitik zu betreiben. Sascha Lobo hat auf der Internet-Konferenz re:publica 2014 mit Recht angemahnt, dass Erwachsene in Deutschland bereit sind, mehr Geld für den Schutz eines seltenen Vogels auszugeben als für die Freiheit und gegen Kommerzialisierung des Internets[10]. Auch gehen viele (auch im Raum der Kirche) erschreckend blauäugig mit neuen Techniken umgehen, um dann den „gläsernen Menschen“ als Schreckgespenst an die Wand zu malen[11]. In diesem Zusammenhang ist auch der Umgang von uns als Kirche mit Daten mindestens fragwürdig und in Punkto Datenschutz noch einiges zu tun[12].

Evangelische Kirche sieht diese Fehlentwicklungen und wirkt ihnen entgegen. Das kann sie, wenn und weil sie sich nicht abhängig macht von wirtschaftlichen Zwängen, sie sich kundig macht und Erfahrungen macht in der digitalen Welt und sie sich bewusst ist, dass Freiheit und Anerkennung von Gott geschenkt sind. Eine Totalverweigerung in Sachen Digitalisierung vergibt die Möglichkeit, die Digitalisierung wie jede neue Technik kritisch zu begleiten und weiter zu entwickeln.

Zugegeben ratlos bin ich bei den Vorwürfen, die Digitalisierung würde sinnlos Energie verbrauchen und durch gefährliche Strahlung Menschen und ihre Gesundheit gefährden. In beiden Feldern kommt die wissenschaftliche Forschung zu keinen eindeutigen Ergebnissen, die diese Position in ihrer Absolutheit rechtfertigen. Wenn Thiede und Schneider-Wedding der Digitalisierung quasi-religiöse Züge vorwerfen, erscheint mir auch der Kampf dagegen nicht wirklich ideologiefrei.

Wer hier eine eindeutige Positionierung der Kirche zu Gunsten „der Schwachen“ einfordert, spielt die einen Schwachen gegen die anderen Schwachen aus. Denn eine strahlungsfreie Kirche ohne digitale Technik ist auch eine ohne Cochleaimplantate, Herzschrittmacher, Überwachungsmonitore in Krankenhäusern, Herzschlagmonitore bei Neugeborenen, Notfalltelefone oder Röntgenaufnahmen. Alles Teufelszeug? Sicher, wer unter Strahlung leidet, muss alle Unterstützung bekommen, um möglichst strahlenfrei leben zu können[13]. Doch es kann eben dann auch die Folge sein, dass eine Arbeit auf einem Arbeitsplatz der ELKB nicht die richtige ist, wenn die Verwendung von Computern und ISDN-Telefonen im Rahmen der geltenden Bestimmungen des Arbeitsschutzes Teil dieser Arbeit ist. Kirche als Arbeitgeber kann das in meinen Augen auch verlangen. Ihr damit Verantwortungslosigkeit vorzuwerfen ist starker Tobak und diskreditiert alle Anstrengungen, die Arbeit frei von Gesundheitsgefährdung zu halten.

Wichtiger finde ich es da, gottesdienstliche Räume möglichst strahlungsfrei zu halten. Selbst wenn ich keine Gefahr sehe, ist für mich die (auch nur gefühlte) Belastung der Menschen, die das so empfinden, Grund genug, ihnen die Gemeinschaft im Gottesdienst angstfrei zu ermöglichen. So sehr ich für den Einsatz von WLAN auch in Kirchen bin – man kann es ein- und ausschalten. Christ und Christin kann man ohne jegliche digitale Gerätschaft sein. Und mit.

Zuletzt: Kirche muss sich immer wieder entscheiden, wem sie sich wie zuwendet und wer die Adressaten ihrer Verkündigung sind. Wenn man davon ausgeht, dass ein Viertel der deutschen Bevölkerung – übrigens unabhängig vom Alter – die Verwendung digitaler Medien ablehnt[14], ist der Einsatz aller althergebrachten und analogen Kommunikationsformen gut begründet. Wenn aber drei Viertel der Bevölkerung – und es gibt keinen Hinweis, dass die Quote bei Evangelischen virulent anders ist – digitale Medien nutzen und etwa 20 Prozent aller Deutschen täglich in Sozialen Medien unterwegs sind, stellt sich für mich schon die Frage, warum dieser Teil unserer Mitglieder nicht da angesprochen wird, wo er und sie nun mal am häufigsten ist: im Netz. Evangelische Kirche ist hier nicht an der Spitze der Bewegung, aber es gibt viele gute, geistliche und wertvolle Internet-Anwendungen, die das Wort Gottes so zu den Menschen bringt. Und nein, dieses verliert durch die Umsetzung in digital vermittelte Kommunikation nicht automatisch an Wert[15].

Internetarbeit und Kommunikation in sozialen Netzen gehören daher zu den Lebensäußerungen von Christinnen und Christen in der Welt und es verändert die Welt, wenn wir auch hier Zeugnis ablegen und miteinander kommunizieren. Wer hier vorschnell urteilt, den lade ich ein sich auf Facebook, Twitter oder Instagram zu beteiligen und zu erleben, dass hier sehr wohl reale und wertvolle Kommunikation möglich ist und gelingt. Wer es hingegen vorzieht zu posten, er sei spazieren gegangen, obwohl er vor dem Fernseher saß, der ist auch in nicht-digitaler Kommunikation ein wenig wertvolles Gegenüber.

Eine blinde Kirchen-Einigkeit bei der Digitalisierung? Die sehe ich in der evangelischen Kirche nicht. Anstatt dessen ehrliches Bemühen um das Wort Gottes auch in digitalen Medien. Sorgfältiges Arbeiten mit digitaler Technik und einen festen Glauben, dass unser Seelenheil nicht davon abhängt, was wir an Technik verwenden oder vermeiden.

Pfarrer Christoph Breit
Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit/Publizistik (P.Ö.P.)
Projektstelle Social Media und Networkmanagment



[1] Sehr lesenswert hierzu auch der Artikel „Das Dogma der neuen Netz-Konservativen“ von Alexander Pschera, erschienen in „Cicero“ Sept 14; www.cicero.de/salon/feuilleton-das-dogma-der-neuen-netz-konservativen/58250

[2] Sieht man die von Ulrich Schneider-Wedding dazu angegebene Quelle näher an, entdeckt man Kommentare ohne Polemik und zum Thema. Ein Shitstorm sieht nach meiner Erfahrung deutlich anders aus.

[3] Als PDF zu finden unter www.ekd.de/synode2014/schwerpunktthema/lesebuch/index.html

[4] Dabei wurden viele Formulierungen zugespitzt und so manche weniger sachgerechte Argumentation verbessert. Mitarbeiten konnten so auch Fachleute aus allen Landeskirchen und jenseits von Kirche.

[5] Nachzulesen oder –hören unter www.ekd.de/synode2014/schwerpunktthema/impulsreferate.html

[6] Dazu gehört auch die Einrichtung einer Projektstelle Social Media für drei Jahre, auf der ich arbeite.

[7] In diesem Zusammenhang sei auch der Vorwurf zurückgewiesen „vereinzelter Widerspruch wird in unserer sonst so diskussionsfreudigen Kirche ausgegrenzt“. Verschwörungstheorien dieser Art verdecken nur die Tatsache, dass die Protagonisten sich auf den offenen Foren und Veranstaltungen nicht beteiligen. Der Internettag der ELKB 2014 hatte die Gefahren der Digitalisierung zum Thema. Werner Thiede und Ulrich Schneider-Wedding habe ich hier vermisst. Und die EKD-Kundgebung stand acht Wochen zur Diskussion auf evangelisch.de. Auch hier habe ich von angeblich ausgegrenzten Argumenten nichts lesen können.

[8] Vgl. Galater 5,1. Das könnte auch bedeuten, nicht immer zu „googeln“, sondern auch auf anderen Suchmaschinen das Netz zu durchkämmen. Die Macht der Konzerne ist Folge unseres Nutzerverhaltens, nicht Ursache.

[9] Als Beispiel Julia Probst auf Twitter unter ‏@EinAugenschmaus

[10] Sascha Lobo: Rede zur Lage der Nation auf der re:publica 2014 http://youtu.be/3hbEWOTI5MI

[11] Viele schlechte Erfahrungen im Bereich der Social Media fußen nach meiner Erfahrung auf mangelnder Kenntnis der Sicherheitseinstellungen der jeweiligen Plattform. Das aber ist keine Besonderheit der digitalen Medien. Auch eine Packung Streichhölzer verursacht falsch angewandt Schäden. In Sozialen Medien gilt zum Beispiel: „Poste und zeige nur das, was du auch auf dem Marktplatz deiner Stadt sagen und zeigen würdest.“ Der „gläserne Mensch“ ist oft einer, der sich die Regel so gläsern zeigen will. Schulung kann hier viel bewirken.

[12] Die EKD hat deswegen ja auch einen eigenen Datenschutzbeauftragten, der im vergangenen Sommer seine Arbeit begonnen hat. Bemühungen der ELKB in Sachen „Sicheres Kirchennetz“ und Mailverkehr gehören ebenfalls dazu. Der Widerstand mancher dagegen ist aus Sicht des Datenschutzes jedoch schwer verständlich. Aktuell wird an der Bereitstellung von Verschlüsselungstechnik für den Mailverkehr gearbeitet. Der Einsatz von Virenscannern und sicheren Passwörtern sollte eigentlich schon Selbstverständlichkeit sein … ist doch nach meiner Erfahrung wenig verbreitet.

[13] Vor diesem Hintergrund sei erwähnt, dass der Internetzugang über LAN weniger gesundheitsschädlich ist als der Einsatz von WLAN. Auch ermöglichen es moderne Router, das WLAN zu bestimmten Zeiten wie in der Nacht automatisch auszuschalten.

[14] Entsprechende Statistiken belegen einen entsprechenden Offliner-Anteil durch alle Altersstufen. Siehe dazu “Into the Wild? Nicht mit mir!” Warum Menschen das Netz nicht nutzen von der re:publica 2014 http://youtu.be/9ExYv2HRHEQ

[15] Diesen Disput hatte ich in Dresden mit einem EKD-Synodalen, der behauptete: Gottes Wort wird allein durch die Digitalisierung weniger mächtig. Eine spannende These und eine mir fremde Vorstellung von Gottes Wegen, die bekanntlich viele Möglichkeiten haben.

SocialMediaTool #5 Content is king!

Nach meiner Beobachtung beginnen viele Kirchengemeinden ihre Netzaktivitäten bei der Struktur: welche Menüführung hat die Homepage, wer darf was schreiben und wie sieht der Layout der Seite aus. Vielfach vergebene Liebesmüh! Denn entscheiden sind Geschichten und Bilder.

Die alte Weisheit, dass sich Geschichten zu 80 Prozent über Bilder erzählen, gilt anscheinend bei Kirchens nicht. Da ist Text, Text und nochmals Text, der es retten soll.

Mein Tipp: Fotografieren Sie mehr, als sie schreiben. Engagieren Sie lieber einen Fotografen anstatt Geld für farbige Plakate oder Flyer auszugeben. Denn die Bilder, die sie bei einem Event publizieren, bewerben gleich den nächsten. Texte sollten dazu maximal 1000 Zeichen lang sein und möglichst kein Geheimwissen voraussetzen.

Wenn Sie gute Bilder und knackige Texte auf ihrer Homepage veröffentlichen, haben Sie Posts in Social Media, die sich gut verbreiten. Content is king!

SocialMediaTool #4 Social Media Guidelines

Vor dem Engagement in den Sozialen Medien steht bei vielen die Frage: Was muss ich beachten?

Die ELKB hat deswegen Social Media Guidelines verabschiedet, die von der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche entwickelt wurden. Somit gelten in vier der deutschen Landeskirchen die selben Regeln.

Wer sich also in Sachen Social Media eindenken will: hier ist alles zu finden. Auf bayern-evangelisch.de und auf der HP der ursprünglichen Guidelines.

SocialMediaTool #3 Termine Termine!

Viele Gemeinden überlegen, im Netz aktiv zu werden. Doch womit anfangen? Eine der wichtigsten Grundlagen sind alle aktuellen Termine. Denn die suchen User als erstes. Neben dem Ort, der Zeit und einer allgemeinverständlichen (!) Beschreibung der Veranstaltung ist der Link zu einer Online-Karte sinnvoll. Smartphones können solche Termine dann auch gleich in den eigenen Kalender übernehmen.

Technisch bieten sich mehrere Möglichkeiten an. Die schlechteste sind eigene Tabellen auf der Homepage, die händisch gepflegt werden müssen. Besser sind da schon Datenbanken, die Termine nach deren Ablaufen nicht mehr anzeigen.

Mein Favorit ist Evangelische Termine, die kostenlose Datenbank der Vernetzten Kirche. Über diese Plattform lässt sich die gesamte Terminplanung einer Gemeinde organisieren. Zudem sind alle Schnittstellen vorhanden und Schulungen möglich.

Daneben macht es Sinn, für wichtige Veranstaltungen auch in Facebook Veranstaltungen anzulegen. Hier ist aber leider keine Schnittstelle angeboten.